Bäuerliches Leben: Unterschied zwischen den Versionen

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Datei:Schafescheren1923.png|Bevor die Schafe geschoren wurden, mußten sie gewaschen werden. Das Bild zeigt uns, wie dies 1923 im Mühlbach vonstatten ging. Hinter der Eichmühle (heute Wagner) war der Bach zu einem großen, aber nicht tiefen Weiher verbreitert. An einem Ufer wurden die Schafe der Reihe nach hineingetrieben, wo sie von drei Männern, die in Bottichen im Wasser standen, unter eine Rinne mit fließendem Wasser (vom Mühlbach gestaut) gehalten wurden. Nach Beendigung der Prozedur schwammen die Schafe durch den Weiher ans andere Ufer, wo der Schäfer sie schon erwartete. Nachdem sie getrocknet waren, hatte die „Scherkolonne" alle Hände voll zu tun, um die Tiere von ihrem Pelz zu befreien, bevor sie sich wieder verschmutzten. Solche Scherkolonnen bestanden hauptsächlich aus Frauen. In Genderkingen leitete z. B. Frau Barbara Furtmaier („Mühlflecken", Wörthen) eine solche Arbeitsgruppe. Die kräftigen Männer sind von links Franz Strobl und die Brüder Johann und Franz Lohmiller. Der Bub am rechten Bildrand, Georg Lohmiller, mußte mit seinem langen Stecken beim „Rein-und Raustreiben"  behilflich sein.
Datei:Schafescheren1923.png|Bevor die Schafe geschoren wurden, mußten sie gewaschen werden. Das Bild zeigt uns, wie dies 1923 im Mühlbach vonstatten ging. Hinter der Eichmühle (heute Wagner) war der Bach zu einem großen, aber nicht tiefen Weiher verbreitert. An einem Ufer wurden die Schafe der Reihe nach hineingetrieben, wo sie von drei Männern, die in Bottichen im Wasser standen, unter eine Rinne mit fließendem Wasser (vom Mühlbach gestaut) gehalten wurden. Nach Beendigung der Prozedur schwammen die Schafe durch den Weiher ans andere Ufer, wo der Schäfer sie schon erwartete. Nachdem sie getrocknet waren, hatte die „Scherkolonne" alle Hände voll zu tun, um die Tiere von ihrem Pelz zu befreien, bevor sie sich wieder verschmutzten. Solche Scherkolonnen bestanden hauptsächlich aus Frauen. In Genderkingen leitete z. B. Frau Barbara Furtmaier („Mühlflecken", Wörthen) eine solche Arbeitsgruppe. Die kräftigen Männer sind von links Franz Strobl und die Brüder Johann und Franz Lohmiller. Der Bub am rechten Bildrand, Georg Lohmiller, mußte mit seinem langen Stecken beim „Rein-und Raustreiben"  behilflich sein.
Datei:Huehnerhaltung1930.png|Früher gab es kaum ein Anwesen ohne Hühnerhaltung. Hier füttert die Bäckenbäuerin, Sophia Voag, ihre Hühnerschar mit Körnern aus der Schürze. Das Bild entstand um 1930. Im Hintergrund lehnt ein Krautfaß.
Datei:Huehnerhaltung1930.png|Früher gab es kaum ein Anwesen ohne Hühnerhaltung. Hier füttert die Bäckenbäuerin, Sophia Voag, ihre Hühnerschar mit Körnern aus der Schürze. Das Bild entstand um 1930. Im Hintergrund lehnt ein Krautfaß.
Datei:Gaense1940.pmg|Auch Gänse, oft bis zu 30 Stück, gehörten zum Alltagsbild auf den Höfen. Zwei- bis dreimal während des Heranwachsens wurden sie vorsichtig am Bauch gerupft, denn Daunen benötigte man nicht nur für die eigenen Betten, sondern auch für die Aussteuer der Töchter. Die Kinder mußten die Gänse manchmal ans Wasser treiben (z. B. an den „kleinen Lech" beim jetzigen Sportplatz) und hüten. Nach der Ernte trieb man sie auch auf dorfnahe Stoppeläcker, wo sie die liegengebliebenen Ähren suchten und auspickten. Die Fütterung findet hier auf dem Pfeifferlipphof statt (um 1940). Die Bäuerin ist Rosina Traber, links ihre Kinder Maria und Xaver.
Datei:Gaense1940.png|Auch Gänse, oft bis zu 30 Stück, gehörten zum Alltagsbild auf den Höfen. Zwei- bis dreimal während des Heranwachsens wurden sie vorsichtig am Bauch gerupft, denn Daunen benötigte man nicht nur für die eigenen Betten, sondern auch für die Aussteuer der Töchter. Die Kinder mußten die Gänse manchmal ans Wasser treiben (z. B. an den „kleinen Lech" beim jetzigen Sportplatz) und hüten. Nach der Ernte trieb man sie auch auf dorfnahe Stoppeläcker, wo sie die liegengebliebenen Ähren suchten und auspickten. Die Fütterung findet hier auf dem Pfeifferlipphof statt (um 1940). Die Bäuerin ist Rosina Traber, links ihre Kinder Maria und Xaver.
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Datei:Fohlen1940.png|Seit jeher sind vor allem die Kinder von Fohlen fasziniert, wenngleich sie heute im Unterschied zu damals in Genderkingen als Besonderheit gelten. Wie schön, wenn man dann sogar ein solches Tier sein eigen nennen kann, wie hier der junge Lehenbauer Hans Wanner anno 1940. Sein Vater Leonhard Wanner hält die Stute.
Datei:Fohlen1940.png|Seit jeher sind vor allem die Kinder von Fohlen fasziniert, wenngleich sie heute im Unterschied zu damals in Genderkingen als Besonderheit gelten. Wie schön, wenn man dann sogar ein solches Tier sein eigen nennen kann, wie hier der junge Lehenbauer Hans Wanner anno 1940. Sein Vater Leonhard Wanner hält die Stute.
Datei:Saugarten1938.png|Als „glückliches Schwein" würde man heute dieses Tier bezeichnen, das nach seinem Tag im Freien, von der Magd Anna Saur (verh. Schreiber) wieder in den Stall getrieben wird (um 1938): Früher gehörte zu jedem Hof ein „Saugarten".
Datei:Saugarten1938.png|Als „glückliches Schwein" würde man heute dieses Tier bezeichnen, das nach seinem Tag im Freien, von der Magd Anna Saur (verh. Schreiber) wieder in den Stall getrieben wird (um 1938): Früher gehörte zu jedem Hof ein „Saugarten".
Datei:Schlachtung1954|Auch das gehörte zum bäuerlichen Leben: eine Hausschlachtung versorgte die Familie wieder für ein halbes Jahr mit Fleisch und Wurst bester Qualität. Von links: Der kleine Arno Mitschke, der Metzger Anton Kraus, Maria Mitschke beim Blutruhren, dahinter stehend Karl Fendl (1954).
Datei:Schlachtung1954|Auch das gehörte zum bäuerlichen Leben: eine Hausschlachtung versorgte die Familie wieder für ein halbes Jahr mit Fleisch und Wurst bester Qualität. Von links: Der kleine Arno Mitschke, der Metzger Anton Kraus, Maria Mitschke beim Blutruhren, dahinter stehend Karl Fendl (1954).
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Version vom 29. Dezember 2021, 11:00 Uhr

Genderkinger Heimatbuch

Dieser Text basiert im Ursprung auf dem Genderkinger Heimatbuch. Die Genehmigung zur freien Verwendung der Texte dieses Buches wurde, sofern der Persönlichkeitschutz beachtet wird, von den Autoren pauschal für dieses Wiki erteilt. Bei einer weiteren Verwendung außerhalb dieses Wikis ist ggf. die Genehmigung der Autoren einzuholen.

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BILDER AUS DEM BÄUERLICHEN LEBEN

Getreideernte

Der jährliche Höhepunkt der Landwirtschaft war zu allen Zeiten die Getreideernte. Früher wurde diese ausschließlich in Handarbeit mit Hilfe einfacher Werkzeuge wie Sichel, Gauckel (Sense mit zusätzlichem Bogen aus Weidengeflecht) und Dreschflegel erledigt. Zum Mähen des Korns kamen zusätzlich Saisonarbeiter, die sogenannten Schnitter, oft von weit her, zum Teil auch aus dem Ausland (Italien, Balkanstaaten, etc.). Wenn die Felder abgemäht waren, feierte man die „Sichelhenk"; ein ausgelassenes Fest, bei dem man die Schnitter verabschiedete. Die Magd, die die letzte Garbe abgenommen hatte, mußte die „Kiachle" (Schmalzgebäck) dazu backen. Dieser Brauch hielt sich bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Dreschen auf dem Bauernhannes-Hof 1926 Von links: Hans Wanner, Eustach Gerhard, Leonhard Meitinger, der Bauer Mathias Riegel, unbekannt, Luzia Riegel, Maria Aufheimer (verh. Strobl; mit Rechen), Franz Wagner („Schweizerle Franz"), unbekannt, unbekannt, unbekannt, Josef Zeller und Georg Wanner (mit Gabeln), dahinter Michael Glaß, unbekannt, Andreas Haller, unbekannt. Die Kinder sind Mathias Riegel und evtl. Franz Aufheimer

Ein großer Schritt in Richtung Technisierung der Erntearbeiten war die Einführung der Dampfdreschmaschinen. Kurzzeitig wurde eine derartige Erfindung schon 1881 in Genderkingen betrieben, und zwar von Georg Wolf, dem damaligen Besitzer des Bäckenbauer-Hofes. Der Durchbruch gelang aber erst 1904, als die Mitglieder des hiesigen Darlehenskassenvereins beschlossen, auf allgemeines Verlangen eine Dampfdreschmaschine anzuschaffen. Später kam noch eine zweite hinzu.

Auf dem Bild rechts ist links die Dampfkesselanlage zu sehen, die vom „Heizer" bedient wurde. Dieser schürte mit Holz oder speziellen Briketts den Kessel und mußte immer wieder das verdampfte Wasser mittels einer Handpumpe nachfüllen. Der Dampfmotor trieb mit Ledertreibriemen die eigentliche Dreschmaschine im Innern des Stadels an, wo viele Hände für den reibungslosen Ablauf des Dreschvorganges sorgten: 2 Männer mußten zunächst die Getreidegarben mit Gabeln auf den Dreschtisch hochspitzen. Dort wurden, zumeist von 2 Frauen, die gebundenen Garben aufgemacht und aufgeschüttelt. Der „Einleger" oder „Einlasser" legte die losen Ähren in die Maschine ein, die sie in Stroh und Korn trennte. Der „Auftragen" mußte die gefüllten Getreidesäcke (ca. 2 Zentner schwer) wegnehmen, die er mit einer Winde zum besseren Aufnehmen hochzog. Das ausgedroschene Stroh wurde von Frauen zu „Wischen" gelegt, die der „Binder" mit Stricken zusammenbinden mußte. Anschließend wurden die Bündel wieder mit Gabeln in den Strohstock weitertransportiert. Die Arbeit von Heizer und Einleger wurde pro Tag jeweils mit circa 2 M 50 Pf entlohnt (1904).

Ein Acker voller „Manderle" (zum Trocknen aufgestellte Strohgarben). So sah es im Dorf mindestens bis zum Jahre 1955 aus, dann kamen die ersten vollmechanischen Mähdrescher. Links das Anwesen Bairlein.

Bodenbearbeitung und Bodennutzung

Tierhaltung

Mit der Landwirtschaft untrennbar verbunden ist die Haltung von Tieren. Neben Rindvieh, Schweinen oder Geflügel gab es in Genderkingen dabei früher auch Schafherden, deren Wolle ein zusätzliches Einkommen sicherte. Noch 1932 gingen drei Männer unserer Gemeinde dem Beruf des Schäfers nach: August Herkert, Gottlieb Eindauer und Michael Nagel. Der letzte Schäfer in Genderkingen war Adolf Weber, der seine Tätigkeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg ausübte. Eine Schafherde umfaßte circa 300 Schafe, jedes einzelne erkannte der Schäfer an seinem Aussehen. Untergebracht waren die Tiere z. B. auf dem Anwesen "Beim Wastl" (Gstaadweg 5) und in den Wörthen beim „Bayertoni". Gemeindliche Schafweiden zur Verpachtung waren z. B. in den Ruthen, im Ried oder am Lech entlang (rechts der Straße, die heute zum Sportplatz führt). Zudem wurde bis nach dem Zweiten Weltkrieg wöchentlich vor dem Gasthaus Schilke „der Pferch" versteigert: gegen ein Meistgebot kam der Schäfer mit seiner Herde auf ein bestimmtes Feld, das er stückweise umzäunte, damit es nach und nach mit Schafskot gedüngt wurde. Zum Preis gehörte natürlich auch die Verpflegung für Schäfer und Hund.