Gaststätten

Aus Genderkinger Wiki
Version vom 26. Juli 2021, 18:24 Uhr von Gdkadmin (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „{{Subpage|Heimatbuch}} {{HeimatbuchoB}} {{HausChronik}} ==DIE GASTSTÄTTEN== Das erste Gasthaus stand auf den Dörfern stets in unmittelbarer Umgebung d…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
< Heimatbuch < Gaststätten
Genderkinger Heimatbuch

Dieser Text basiert im Ursprung auf dem Genderkinger Heimatbuch. Die Genehmigung zur freien Verwendung der Texte dieses Buches wurde, sofern der Persönlichkeitschutz beachtet wird, von den Autoren pauschal für dieses Wiki erteilt. Bei einer weiteren Verwendung außerhalb dieses Wikis ist ggf. die Genehmigung der Autoren einzuholen.

Allgemeine Hinweise

Das Wort „Hausnummer" erscheint im Text abgekürzt mit „HN". Ein angegebenes Datum bezieht sich jeweils auf die notarielle Verbriefung, nicht auf den Grundbucheintrag und nicht auf kirchliche Daten. Große Preisdifferenzen beim Ankauf und Verkauf eines Anwesens deuten oft auf den Ausbruch von Grundstücken aus dem Gesamtbesitz hin. Die Markwährung wurde 1876 eingeführt, wobei einem Florentiner Gulden (stets abgekürzt mit „fl.") circa 1,76 Mark entsprach, abgekürzt „M", „GM" („Goldmark") oder „RM" („Reichsmark"). Was die Schreibweise der Namen betrifft, so findet sich vor 1880 kaum eine einheitliche Rechtschreibung. Es gilt: „F" wie „V" (z.B. Foag/Voag), „ei" wie „ai", „m" wie „mm", „ö" wie „ä" oder „e" (z.B. Böck/Bäck/Beck), „ü" wie „i" (z.B. Müller/Miller), „s" wie „ß", „-l" wie „-el", „-r" wie „-er",und ähnliches.

DIE GASTSTÄTTEN

Das erste Gasthaus stand auf den Dörfern stets in unmittelbarer Umgebung der Pfarrkirche. Kirche, Gasthaus und Meierhof (in Genderkingen war dies der Kirchenbauer) bildeten sozusagen den Ortskern. Das Genderkinger Wirtshaus (heute Gasthof Schilke, Hauptstr. 1) ist mindestens seit dem Jahre 1577 nachweisbar, die Gaststätte „Zum Zoll" entstand später.


HN 49 (Kirchplatz 1/ Hauptstr. 1): "Beim Wirt" (Brauerei und Gasthaus)

Schon seit 1577 ist dieser Hof im Zusammenhang mit einer Wirts- und Bäckereigerechtigkeit nachweisbar. Sicher wurde auch seit jeher hier das Bier selbst gebraut. Im Jahre 1616 taucht als Besitzer ein gewisser Hans Digl auf. 1660, „nachdem er abgestorben hat Jacob Mayr die witib geheurath". Von 1660 bis 1721 kann die Hofchronik nur ungenau nachvollzogen werden. Ab 1721 jedoch wissen wir als Besitzer Josepf Fünckhenzeller, 1755 Joseph Antonj Fridl. 1781 ist Joseph Anton Bauer Wirt zu Genderkingen, dessen Tochter Maria Anna den Breitwanger Josef Lauter heiratete. Der Bruder des Wirtes, Heinrich Bauer, war Pfarrer in Genderkingen. Im Jahre 1786 übernimmt Johann Georg Baur mit Frau Walburga Hof und Gasthaus. Am 27.8.1825 übernimmt Franz Mathias Eckmeier laut Brief „von den Geschwisterzen um die Summe von 13910 fl.". Er heiratet Creszenz Rechner von Holzkirchen. Der Hof mit Bräu-, Tavern-, Bäck- und Huckers- (Hausier-) gerechtigkeit umfaßt zu dieser Zeit circa 132 Tagwerk. 1854 erhält die Tochter Kreszenz den Hof, die Friedrich Ludwig Zinsmeister von Mörnsheim heiratet. Schon 1856 erbauen sie ein Sommerhaus mit Kegelbahn an der gegenüberliegenden Straßenseite. Nach dem Tod des Mannes heiratet die Bräumeisterin 1866 den Oberbräuer August Wünsch von Wemding. 1883 wird an den Sohn aus erster Ehe, Karl Zinsmeister, mit Ehefrau Franziska übergeben. 1891 errichten diese auf Hausnummer 28 1/2 einen Lagerbierkeller, 1897 erfolgt der Neubau einer Darrfeuerung. Nach dem Ableben der Ehefrau fällt der Besitz 1906 auf den Witwer Karl Zinsmeister und die 4 Kinder und wird noch im selben Jahr zum Preis von 148000 M (inclusive 55000 M für Mobilien) an den Darlehenskassenverein Genderkingen verkauft. Die Wirtschaft wird nunmehr verpachtet und der Brauereibetrieb eingestellt. Pächter sind Wolfgang Fischl und ab 1909 Josef Schröttle aus Zusum-Rettingen. Dieser hält am „Sonntag 21.11.1909 Wirtschafts-Eröffnungstanzmusik von 3 Uhr nachmittags bis 2 Uhr nachts".

Im Jahre 1911 erwerben schließlich Franz Schilke (aus Salzwedel) und Ehefrau Ottilie (geb. Schuhladen, Wirtstochter aus Feldheim) die Hofstelle mit Gasthaus und einen Großteil des ehemaligen Besitzes. 1938 übernimmt der Sohn Johann Schilke mit Ehefrau Emma Wanner (Zollwirtstochter). 1975 übergeben sie an ihren Sohn Johann Schilke jun. mit Ehefrau Hedwig (geb. Sand aus Großenried), die zusammen Hof und Gastwirtschaft betreiben. Von 1978 bis 2008 war Johann Schilke auch 1. Bürgermeister von Genderkingen.

Hausanschrift:	
Hauptstraße 1
86682 Genderkingen
Telefon: 09090 2516
FAX: 09090 922884
E-Mail:	info@gasthofschilke.de
Web:	www.gasthofschilke.de



HN 1 (Hauptstr. 51 / Hauptstr. 50): Zollwirt

Gastwirtschaft zum Zoll 1928
Alle Mittwoch und Sonntag fand zu dieser Zeit Tanzkurs statt. Auch hier wurde eine überdachte Kegelbahn betrieben, die sich östlich der heute noch stehenden Kastanienbäume befand. Auf dem Bild rechts und links stehen die Wirtstöchter Emma (verh. Schilke) und Rosa (verh. Riegel) Wanner. In der Mitte die Magd Anna Knöferle, ganz rechts Mathias Riegel (t 1934)

Im Jahre 1565 erhielt der burgauische Zöllner als Grundherr über die Landstraße die Genehmigung, hier ein Zollhaus zur Erhebung des Wegezolls zu errichten. Seit Beginn des 19. Jahhunderts ruht hier auch eine „Tafernwirthschafts-Gerechtsame". Im Jahre 1825 verkaufen der „Polizei-Officiant Zinsmeister zu Eichstätt und dessen Ehegattin Josefa ihr bisher eigenthümliches Anwesen, vormals Zollhaus zu Genderkingen um 725 fl. an Sebastian Hurler, Wirt in der Wörd" (Hurler war bisher Besitzer des Anwesens Bayertoni, Wörthen 3, wo ebenfalls eine Wirtschaft betrieben wurde). 1829 kauft Franz Joseph Gassner, Sohn eines Neuburger Lehenfischers, das Zollanwesen um 2000 fl., veräußert es aber bereits 2 Jahre später wieder an Lorenz Lichtenberger, Cronenwirthssohn von Zusmarshausen. Auch in den folgenden Jahren wechselt häufig der Besitzer: 1836 Xaver Fleiner (Kauf), 7.8.1838 Franz Joseph Burckhard von Fünfstetten (Kauf), 19.12.1838 Stephan Fischer (Kauf), 1840 Johann B. Reißner (Übernahme vom Stiefvater), 1855 Klemens Spensberger (Kauf um 5800 fl.), 1858 Georg Heinle (Kauf um 7750 fl.), 25.1.1862 Michael Högl (Kauf um 9150 fl.), 7.11.1862 Anton Bissinger, Wirt von Eggelstetten (Kauf um 10630 fl.). 1868 übernimmt die Tochter Magdalena Bissinger das Gesamtbesitztum und heiratet Georg Müller, Wirtssohn von Erlingshofen. Nach dem Tod des Mannes heiratet die Witwe Joseph Galler.

1893 erfolgt ein Neubau der Gastwirtschaft, doch schon ein Jahr darauf kommt es zur Versteigerung des kompletten Anwesens. Den Zuschlag erhält die Kronenbräu AG für 30.000 Mark, die jedoch 2 Monate später wieder an Wanner Johann und Ehefrau Anna (geb. Lohmiller) verkauft. Johann Wanner war von 1900 bis 1930 Bürgermeister von Genderkingen. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet er 1897 Anna Merkle. 1917 erkaufen sie Hausnummer 12 als Austragshaus. 1933 stirbt Johann Wanner. Im selben Jahr heiratet die Tochter Emma den Gastwirtssohn Johann Schilke. Beide betreiben die Gast- und Landwirtschaft bis 1938. Die Witwe Anna Wanner verpachtet nun das Anwesen und übergibt 1943 an den Sohn Franz Wanner, der Anny Zimmermann heiratet. Dieser errichtet hier eine Kfz-Werkstätte, die er später auf Hausnummer 12 verlegt. Im Jahre 1975 schließlich wird die Gaststätte an Carl Friedrich von Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, Fürst zu Wallerstein, verkauft. Die „Schank- und Speisewirtschaft Zum Zoll" erfuhr seitdem einen häufigen Pächterwechsel.


Wörthen 3: „Bayertoni"

Datei:Bayertoni.jpg
Das „Gasthaus v. Jos. Wagner z. Baiertoni" 1928
Im oberen Stockwerk rechts befand sich der Tanzsaal. In der Mitte die Wirtin Franziska Wagner mit Sohn Anton (gefallen) an der Hand, daneben nach rechts die Kinder Kunigunde (verh. Dirr), Josef, Sebastian und Franz. Links sind Besucher

Von mindestens 1789 bis zum Jahre 1953 wurde auf diesem Hof mit Donauüberfuhr eine Gastwirtschaft betrieben und zwar ab 1789 von Fam. Wagner, ab 1811 von Fam. Hurler, ab 1835 von Fam. Kapfer, ab 1845 von Fam. Riegel und ab 1895 wiederum von einer Fam. Wagner. Auch hier trafen sich die Genderkinger zu traditioneller Geselligkeit wie Maitänzen, Kirchweihfeiern, Gansviertelpartien, Kaffeekränzchen u.v.m. Beliebt war das Sommerhaus, das v. a. in der heißen Jahreszeit rege besucht wurde. Hier kehrten auch die Badegäste (von der Donau) gerne ein. Besonders beliebt war als kleine Brotzeit der Schweizer Käse, für den die „Franzi-Wirtin" weit und breit gelobt wurde. Problematisch war für den einen oder anderen „Langzecher" nur der Nachhauseweg ins Dorf, denn wie sagte einst ein Trinkkumpan zu seinem Gefährten: „Komm gang mer weiter links - do isch d'Stroß!" und Arm in Arm eingehakt torkelten sie im Mühlbach heim...

Stätten der Begegnung

In einer Zeit ohne Fernsehen, Telefon und Auto spielten die Gastwirtschaften als Stätten der Begegnung auf dem Dorf eine wichtige Rolle. Hier konnte man sich gemütlich zusammensetzen, um über dies und jenes zu reden, Neues zu erfahren und andere zu treffen. Schon manches Gerücht und mancher Scherz sind hier entstanden. Auf die zentrale Bedeutung der Wirtshäuser weist allein die Tatsache, daß von 1875 -1995 vier Wirte zusammen über einen Zeitraum von 60 Jahren als Bürgermeister von Genderkingen wirkten. Daß es im Wirtshaus nicht immer friedlich abgeht, gehört zum Leidwesen der Wirte schon seit jeher. 1690 „haben Georg Rott und Mathes Winhardt zu Gendkhingen im Würthshaus gerauft undt deßwegen 50 Kreuzer Straff verlegen müssen", wie aus einem Gerichtsurteil des Klostervogtes hervorgeht. Daß neben Bier auch „hochprozentigere Sachen" zum Ausschank kamen, geht aus einem Gesuch von Georg Ernst (alte Hausnummer 32) hervor, der im Jahre 1803 um Erteilung einer Branntweinbrennerei-Konzession mit folgender Begründung ersucht: »Bekanntlich wird im hiesigen beträchtlichen Dorfe viel Brandwein theils von den Einheimischen, theils von Durchreisenden getrunken, und deswegen ist auch beständiger Mangel an diesem Artickl, der manchen Reisenden besonders drückend fällt. Im hiesigen Dorfe befindet sich zwar ein Wirt, der sich aber, weil er selbst Bier bräut, mit Brandwein-Brennen nicht viel abgeben kann und will. Das Dorf selbst ist sehr groß und wegen seiner Lage von vielen Fremden besucht, und so kann man im Wirthshaus oft nichts haben..." [1] Für Durchreisende spielen die Gasthäuser sowohl zur kleinen Stärkung zwischendurch, als auch als Möglichkeit zur Übernachtung eine wichtige Rolle. Hohen Besuch hatte Genderkingen für einige Monate, als sich am 11. 3.1945 Irmgard Prinzessin von Preußen und Sachsen mit ihrem Sohn Stephan im Gasthaus Schilke einquartierte. 14 Tage später kam auch ihr Mann, Hauptmann Alexander Ferdinand Prinz von Preußen aus Berlin hier an.

Die Geselligkeit, die in den Gastwirtschaften gepflegt wurde und auch heute noch gepflegt wird (wenn auch in stark abgeschwächtem Maße), spielte sich in Tanzveranstaltungen, Vereinsaktivitäten, privaten Feiern und Versammlungen aller Art ab, wie sie hier beispielhaft in Zeitungsinseraten und Bildern aufgezeigt werden soll.

Quellen

  1. Regierung Nr. 878 a, Staatsarchiv Augsburg