Genderkingen Grenzort

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Genderkingen: Grenzort und Zollstätte

Genderkinger Heimatbuch

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Grenzsäule zwischen Bayern und Schwaben aus dem Jahre 1439
Ausschnitt

Bereits Mitte des 6. Jahrhunderts bildete sich unter dem Frankenkönig Theudebert der Lech zur Grenze zwischen Schwaben und Bayern heraus. Damit wurde Genderkingen Grenzort. Diese Grenzziehung blieb bis ins jetzige Jahrhundert bedeutend und offenbart sich noch heute als Trennlinie zwischen der bayrischen und schwäbischen Mundart. Eine aus Backsteinen erbaute Grenzsäule aus dem Jahr 1439 weist jedoch in einer kleinen Waldlichtung über dem Bahndamm, südöstlich von Genderkingen, auf einen kleinen bayrischen Streifen auch am Westufer des Lechs. Diese Säule überdauerte mehr als fünf Jahrhunderte und repräsentiert heute in frischem Glanz ein ehrwürdiges Vermächtnis der Vorzeit (Abbildung siehe S. 23). Sie trennte das ehemalige Herzogtum Bayern von der vorderösterreichischen Markgrafschaft Burgau und trägt an ihrer östlichen Seite auf einem Bruchstein die Inschrift: „hie das pairland" und nach Westen „hie das Autarike" (d.i. Österreich). Ursprünglich waren auch das bayerische und burgauische Wappen auf der Säule dargestellt, davon ist jedoch nichts mehr erhalten. In alten Grenzbeschreibungen wird das steinerne Bauwerk öfters als „Martersäule" bezeichnet, wohl im Zusammenhang mit der Sage, daß vor uralter Zeit hier einmal eine Nonne ermordet worden sein soll. Die heutige Abgeschiedenheit im Wald scheint nicht immer ihr Kennzeichen gewesen zu sein. Vielmehr galt sie bis ins 17. Jahrhundert als eine Art Treffpunkt, „wo Kriegsvolk überantwortet, hohe reisende Personen ins Geleit genommen und Verbrecher ausgeliefert wurden". In den Jahren 1667 und 1739 überströmte der Lech sein Ufer derartig, daß die Säule bis auf wenige Schritte an den Strom heranreichte (siehe nebenstehende Skizze).

Vorbei an der steinernen Säule, ungefähr bei der heutigen Eisenbahnbrücke führte die große Landstraße von Rain her über Genderkingen nach Donauwörth. Der heute noch gebräuchliche Flurname „An der Fuhrmannsgasse", östlich vom Bahnweg, erinnert an diese Straße, die als Weg zum Lech noch lange Zeit erhalten blieb. Auch die Lechbrücke selbst scheint früher ungefähr auf Höhe der Grenzsäule, also näher bei der Stadt Rain, gelegen zu haben. Grundherr über die Landstraße war die vorderösterreichische Markgrafschaft Burgau, die somit allein berechtigt war, am Eingang des Dorfes vom 16. Jahrhundert bis zum Jahre 1805 den Zoll für den Straßenverkehr zu erheben. Dabei kam es immer wieder zu Streitigkeiten mit dem Kloster Kaisheim, das als Grundherr in der Gemarkung Genderkingen lange Zeit den Bau eines Zollhauses unter Berufung auf sein Zollrecht außerhalb der Straße verhinderte. Erst nach zähen Verhandlungen durfte nach 1565 für den burgauischen Zöllner ein Zollhaus errichtet werden, das noch heute im „Gasthaus zum Zoll" weiterlebt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war diese Zollstätte vom Ruin bedroht, als aufgrund der „zerfallenen Brücke über den Lechfluß" die Passage aus Bayern nach Schwaben unterbrochen war.

Quelle

L.W. Fischer in RW 1846; 59, 62, 63, 66, 67 und RW 1853; 3,7, 11 (Stadtarchiv Rain/ZS)

Literatur

Heider, Josef: Herrschaftsverhältnisse im Lech-Donau-Winkel in: Nordschwäbische Chronik Augsburg 1950

Johann Lambert Kolleffel: Schwäbische Städte und Dörfer um 1750, Weißenhorn 1974, S. 133