HN 62

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Genderkinger Heimatbuch

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Allgemeine Hinweise

Das Wort „Hausnummer" erscheint im Text abgekürzt mit „HN". Ein angegebenes Datum bezieht sich jeweils auf die notarielle Verbriefung, nicht auf den Grundbucheintrag und nicht auf kirchliche Daten. Große Preisdifferenzen beim Ankauf und Verkauf eines Anwesens deuten oft auf den Ausbruch von Grundstücken aus dem Gesamtbesitz hin. Die Markwährung wurde 1876 eingeführt, wobei einem Florentiner Gulden (stets abgekürzt mit „fl.") circa 1,76 Mark entsprach, abgekürzt „M", „GM" („Goldmark") oder „RM" („Reichsmark"). Was die Schreibweise der Namen betrifft, so findet sich vor 1880 kaum eine einheitliche Rechtschreibung. Es gilt: „F" wie „V" (z.B. Foag/Voag), „ei" wie „ai", „m" wie „mm", „ö" wie „ä" oder „e" (z.B. Böck/Bäck/Beck), „ü" wie „i" (z.B. Müller/Miller), „s" wie „ß", „-l" wie „-el", „-r" wie „-er",und ähnliches.


HN 62 (Lechgasse 62 / Lechstr. 4 / Lechstr. 6): „Wagner" / „Hansele"

Anwesen Miller um 1913.
Von rechts Xaver Miller mit Ehefrau Anna, Sohn Georg und den Großeltern Theres und Xaver Miller

Anno 1748 gehört diese Sölde Georg Lohmiller. Er übergibt im Jahre 1782 an sein Tochter Franziska, die den Wagenschmied Franz Marke (andere Schreibarten: Marchtl, Merkl, u.ä.) heiratet. Im Oktober 1785 adoptieren sie den kleinen halbjährigen Jakob Bachner, den Sohn eines befehlshabenden österreichischen Soldaten. Dazu schreibt der hiesige Pfarrer in das Matrikelbuch:

„Die Mutter des Knäbleins trug diese Taufbestätigung nach dem Tod des Vaters halbtot vor Erschöpfung in Österreich nach Wien zu den Behörden und bis zu unserem Gebiet. Durch Armut und den Kälteeinbruch niedergedrückt und weil sie an der äußeren Lechbrücke nicht mehr nach Bayern eingelassen wurde, kehrte sie wieder um und weil sie ein großes Leid, wenn nicht den Tod für ihr Kind befürchtete, überzeugte sie mich, daß sie mit Zustimmung der Behörden den kleinen Sohn dem hiesigen Wagenschmied Franz Marke und seiner Frau Franziska zur Adoption übergab. Gebe Gott, daß die sehr christlichen Eltern das Kind zu seinem ewigen Glück erziehen mögen, wie sie es mir und seiner Mutter versprochen haben."

Nach dem Tod seiner Frau heiratet Franz Marke Theres Meitinger. 1819 geht das Anwesen auf die Tochter Maria Anna Merkl über, „welche von ihren Geschwisterten um 1000 fl. übernahm". Sie ehelicht den Wagner Leonhard Kaiser. 1848 erwirbt Peter Meier von Wemding, ebenfalls Wagner, durch Heirat der Kaiser'schen Tochter Marianna den Besitz „nebst der realen Wagnergerechtigkeit" im Wertanschlag zu 2300 fl. 1882 übernimmt der Sohn Peter Meier jun. 1887 erfolgt ein „Wiederaufbau des abgebrannten Wohnhauses und Ökonomiegebäudes".

Zwei Jahre später (1889) kaufen das neu errichtete Anwesen Xaver und Theres Müller um 6300 M. 1910 übergeben sie an ihren Sohn Xaver Miller jun. und dessen Braut Anna Riedelsheimer. 1915 bricht wieder ein Brand aus, der aber dieses Mal auf die Scheune beschränkt bleibt. 1965 übernimmt der Enkel Josef Miller das Anwesen. Nach dessen Tod erwirbt 1995 die Gemeinde den Besitz, der sich in zentraler Lage in der Nähe des Rathauses befindet. Die Wohngebäude wurden noch im selben Jahr abgerissen.

Der verbliebene Gebäudeteil (Scheune) wurde bis 2009 von der Gemeinde als Lager benutzt. Seit Juli 2009 hat die Gemeinde Genderkingen das Anwesen dem Bürgerverein zur Nutzung überlassen.

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