Kirchliches Leben

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Genderkinger Heimatbuch

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Der Gottesdienst gehörte früher zum festen Bestandteil im Leben eines Dorfes. Es war derart selbstverständlich, die Sonntagsmesse zu besuchen, daß während dieser Zeit eine „Kirchenwache" aufgestellt wurde, um etwaige schwarze Schafe von Diebstahl im menschenleeren Dorf abzuhalten, oder auch um eventuelle Brände zu entdecken. Jeden Sonntag wurden zwei Familien zur Kirchenwache eingeteilt, die zu diesem Zweck den „Kirchenspieß" gereicht bekamen. Damit mußte ein Mann aus der jeweiligen Familie die Dorfrunde machen. Während der Christmette wurden sogar 4 Mann zur Kirchenwache aufgestellt. Ab etwa 1950 übernahm die Feuerwehr die Kirchenwache, die schließlich um 1963 abgeschafft wurde.

In der Kirche waren die Plätze nach Rang und Namen eingeteilt. Die Kinder hatten ganz vorne eigene Kirchenstühle ohne Bank und setzten sich während der Predigt umgedreht auf den Kniestuhl. Der vorderste Kirchenstuhl rechts und links war für die Besitzer und Bewohner des Schlößles vorgesehen. Anschließend war für Wirt und die „größten Bauern" reserviert, danach für die Kleinbauern. Etwa ab der Mitte waren die Bänke in der entsprechenden Reihenfolge für die „Ehalten" (Dienstboten) vorgesehen und ganz hinten saßen die Armen, die kein Geld für den Erwerb eines Kirchenstuhles hatten. Eine strikte Trennung nach Männern (rechts) und Frauen (links) war selbstverständlich. Der Pfarrer las die lateinische Messe vor dem Hauptaltar mit dem Rücken zum Volk und ging zum Predigen auf die Kanzel. Zur Vorbereitung auf den Empfang der Hostie durfte man ab Mitternacht vor dem Gottesdienst weder essen noch trinken. Um den „Leib Christi" nicht zu berühren, kommunizierte man in eigens dafür vorgesehenen Kommunionbänken am Altarraum, worauf man kniend die Hostie vom Priester in den Mund gereicht bekam. Anders gestaltet war früher auch die Opferung. Hierzu brachte der Mesner einen Opferstock mit Ständer, stellte ihn vorne im Gang auf und alle Gottesdienstbesucher verließen der Reihe nach die Bänke und warfen ihr Spendengeld ein. Manchmal wanderten auch Hosenknöpfe in den Opferstock. Nicht selten geschah es, daß die jungen Burschen von der Empore herunter ihrer Auserwählten beim Opfergang einen Pfennig auf den Hut warfen. Die Tradition des Opferganges wurde bei Beerdigungen bis zum Ende der 80er Jahre fortgeführt.

Ausgestorben ist auch der Brauch, daß Kinder, sollten sie dem Herrn Pfarrer außerhalb der Kirche begegnet sein, vor diesem einen Knicks machen und mit „Gelobt sei Jesus Christus" grüßen.

Zum kirchlichen Leben gehörten jahrhundertelang verschiedene Wallfahrten und Bittgänge; ein Brauch, der sich vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart erhalten hat, wenngleich er heute in seinem Ausmaß stärkstens reduziert ist. Nach wie vor durchgeführt wird die Prozession am Fronleichnamstag. Die Gemeinde zieht singend und betend durch das Dorf und macht dabei an vier Altären Halt, die an der Wegstrecke aufgebaut und mit Blumenteppichen und Birkenzweigen geschmückt sind. Unsere Vorfahren mähten zu diesem Zweck in aller Frühe Gras und bedeckten damit die Straße, auf der sich die Prozession anschließend bewegte. War es bis zum Abend des Fronleichnamtages dürr, so wertete man das als Omen für eine gute Heuernte. Auch wurden sämtliche Zäune am ganzen Weg entlang mit frischen Birkenzweigen verziert. Während des Umzuges geht der Priester mit dem Allerheiligsten unter einem Baldachin, dem symbolischen „Himmel", der von Gemeinderäten getragen wird. Der erste und zweite Bürgermeister tragen die Laternen, zwei Mitglieder der Kirchenverwaltung trugen früher noch die Mantelschleppe des Priesters sowie Handlichter. Die Kleiderordnung schrieb damals Himmelträgern und Begleitern das Tragen von schwarzen Anzügen (Gehrock), Zylinder und Glazehandschuhen vor. Zu Trägern der großen Kirchenfahnen wurden immer die zwei zuletzt verheirateten Männer des Dorfes bestimmt.

Bittgänge wurden v.a. in den Tagen vor Christi Himmelfahrt durchgeführt. Betend und singend führte der Weg jährlich zu St. Jakob in Flein, zu St. Johannes nach Rain, in die Pfarrkirche nach Oberndorf, in die Oberndorfer Kapelle, nach Feldheim und andere Orte. Natürlich führten auch auswärtige Bittgänge nach Genderkingen, z.B. am Patroziniumstag St. Peter und Paul. Wallfahrten führten vor allem in die Klosterkirche Niederschönenfeld, wo sich nicht nur gläubige Genderkinger in ihrer Not dem Hl. Kreuz verlobten. Von wunderbaren Bitterhörungen erfahren wir aus den heute dort noch erhaltenen Mirakelbüchern:

Anno 1663

„Am 12. October erscheint allhier Anna Mayrin von Genberkhingen und bekhennt, wie es ihr dochter mit namen Maria ihres Alters 13 Jahr vor 14 tage das gefraiß überkhommen worauf sich solche zu dem hl. Kreuz mit einer h1. Meß verlobt ist also von tag zu tag besser worben."

Anno 1757

„Ein Pauers Mann von Günberking hatte ein krankes Pferdt, so einen geschwollenen Fueß, an welichem kein natürliches Mittel mehr verhelfen wolte; er verlobte sich mit einer Wahlfahrt hiehero zu dem gnaden- und wundervollen h1. Cruzifix, worauf bie geschwulst alsobaldt nachgelassen, und das Pferdt frisch unb gesundt worden. Den 22. July 1757"

Anno 1762

„Mauritius Lachermayer von Genderkingen hatte ein krankes unb darumb hefftig schreyendes Kind, bey verlobung aber dessen hiehero wurde es genösend."

Anno 1763

„Mar. Anna Sapperin von Gendercking hatte 2 Künder eines mit Augenwech, das andere mit dem fieber beladen, als sie aber dise mit einer hl. Meess anhero verlobet, wurde beyden geholffen."